Mit seinen über 580.000 Einwohner*innen ist der Rhein-Sieg-Kreis der bevölkerungsmäßig drittgrößte Landkreis in Deutschland. Doch trotz seiner hohen Bevölkerungsdichte vereint der Rhein-Sieg-Kreis auf seiner 1.153,2 km² großen Fläche zahlreiche und verschiedenste Natur- und Kulturlandschaften. Er umgibt die Bundesstadt Bonn fast vollständig und bildet mit ihr die Region Bonn/Rhein-Sieg. Der Rhein-Sieg- Kreis wird vom Rhein geteilt, sodass man von einem links- und einem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis spricht.
Der Rhein-Sieg-Kreis lässt sich zudem in mehrere Landschaftsregionen aufteilen, die sehr unterschiedliche Charaktere besitzen. Diese unterscheiden sich z.B. in Topografie, Klima, Vegetation, Besiedlungsdichte, Nutzung und Kultur. Die Übergänge sind oft fließend, manchmal lassen sich aber auch klare Grenzen ziehen. Der Rhein-Sieg-Kreis lässt sich gut in in die seitlich aufgelisteten Regionen aufteilen.
Des Weiteren gibt es sowohl innerhalb der Regionen als auch übergreifend verschiedene historische Kulturlandschaftselemente wie Heidelandschaften, artenreiche Grünlandflächen, Magerrasen, Steinbrüche, Feuchtwiesen in Bachtälern und viele mehr. Eine besondere Stellung nehmen die Streuobstwiesen ein. Der Rhein-Sieg-Kreis ist der streuobstwiesenreichste Kreis Nordrhein-Westfalens.
Aufgrund der Verschiedenheit dieser Landschaften und ihrer Nutzung hat sich eine artenreiche und regional differenzierte Fauna und Flora gebildet.
Hinzu kommen große Waldgebiete wie Leuscheid und Nutscheid (zwei Höhenrücken südlich bzw. nördlich der Sieg) oder wie im Siebengebirge, in denen die Biologische Station weniger zu tun hat. Für die Wälder, auch die in den anderen Regionen, ist vor Allem das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft zuständig, mit dem wir jedoch eine enge Zusammenarbeit pflegen.
Südlich von Bonn gelegen im Stadtgebiet von Bonn, Königswinter, Bad Honnef und Hennef, erstreckt sich das FFH-Gebiet Siebengebirge. Es zählt zu den landschaftlich herausragenden Naturräumen im Rheinland. Seine markanten vulkanischen Erhebungen u.a. mit Drachenfels, Petersberg, Löwenburg und Oelberg bilden am Ausgang des Mittelrheintales ein einzigartiges Natur- und Kulturerlebnis.
Auf engstem Raum erleb- und erwanderbar sind hier ausgedehnte Buchenwälder und schattige Schluchten, sonnendurchflutete Felsen, alte Steinbrüche, Eichen-Hainbuchenwälder, Weinberge und Obstwiesen, welche z.T. auch durch die Biologische Station selber bewirtschaftet werden. Teile der Wälder sind Wildnisgebiete und sollen sich ungestört entwickeln können. Naturkundlich interessant ist auch der 20 Millionen Jahre alte Vulkanismus, dessen Gesteine man vielerorts am Wegesrand bewundern kann. Daneben sind u.a. Burgruinen, eine alte Klosteranlage und Zeugen alter Rohstoffgewinnungen (Steinbrüche) zu bestaunen.
Die hohe Diversität an Landschaften bringt eine bemerkenswerte Vielfalt an verschiedenen Tier und Pflanzenarten hervor. An den felsigen Hängen und den Weinbergen des Siebengebirges sind z.B. Mauereidechse, die Schlingnatter und die Zippammer zuhause. Aber auch für seltene Pflanzen - wie Herbstzeitlose oder die Wildtulpe - sind die Weinberge und Obstwiesen ein wichtiger Lebensraum. Die ehemaligen Steinbrüche sind ein Paradies für Amphibien, Geburtshelferkröten aber auch Gelbbauchunken, bieten aber auch für Vogelarten, wie dem Uhu, dem Wanderfalken Lebensraum.
Nördlich des Siebengebirges erstreckt sich diese sanfte Hügellandschaft im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn. Sie ist durch landwirtschaftliche Nutzung mit Grünland und Acker, aber auch durch kleinere Waldgebiete und Steinbrüche geprägt.
Typisch sind Streuobstwiesen, Obstplantagen und Baumschulen. In vielen Fällen sind die Dörfer noch vom typischen Streuobstgürtel umgeben.
Zu den typischen Vogelarten zählen u.a. der Rotmilan und der Neuntöter.
Sie haben richtig gelesen! Auch das Siegtal war einmal Weinbauregion. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts endete aber der Jahrhunderte alte Weinanbau. Heute finden sich in den ehemaligen Weinlagen, gefördert durch das milde Klima Streuobstwiesen und wertvolle Grünlandflächen. Wie überall im streuobstreichsten Kreis Nordrhein-Westfalens droht aber auch hier der Verlust dieser Flächen durch Nutzungsaufgabe und anschließende Verbrachung und Verbuschung.
Ein Beispiel sind die umfangreichen Arbeiten an der Sengelhardt, einer ehemaligen Weinlage am Hang des Ahrenbachtals bei Stadt Blankenberg. Wo vor 100 jahren noch Weinreben standen, finden sich artenreiche Grünlandflächen und Streuobstwiesen. In enger Abstimmung mit dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Heimat – und Verkehrsverein Stadt Blankenberg wurden hier mit Ginster und Schlehengebüsch bewachsene Hangflächen wieder geöffnet, um hier wärmeliebenden Pflanzen- und Tierarten Lebensraum zu schaffen. Finanziell unterstützt wurde die Biologische Station dabei vom Landschaftsverband Rheinland, dass mit den rheinischen Biologischen Stationen ein erfolgreiches Netzwerk aufgebaut hat.
In den Seitentälern der Sieg und in den Hanglagen pflegt die Biologische Station wertvolle Biotope, die für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr rentabel sind. Verbuschte Standorte werden frei gestellt und gemäht. Beipiele sind wertvolle Feucht- und Nasswiesen im Löschbachtal, Ottersbachtal, Irsenbachtal, Kocherscheider und Kuchhauser Bachtal.
Im Bereich der unteren Sieg pflegen viele Landwirte das Grünland im Rahmen des Vertragsnaturschutzes.
Nördlich der Sieg beginnt das Bergische Land. Im Rhein-Sieg-Kreis gehören Teile der Gemeiden Siegburg, Lohmar, Hennef, Neunkirchen-Seelscheid, Much, Ruppichteroth, Eitorf und Windeck dazu. Im Westen und Norden - um Much, Lohmar, Ruppichteroth und Siegburg - ist das Bergische durch eine abwechslungsreiche mit viel Grünland geprägte Kulturlandschaft gekennzeichnet. Im Osten ist dagegen – mit dem Nutscheid - Wald vorherrschend, der sich bis nach Waldbröl zieht.
Im westlichen Teil und im Norden hat der Rotmilan einen Verbreitungsschwerpunkt. In diesem Bereich liegt auch die Wahnbachtalsperre, das Trinkwasserreservoir der Region Bonn-Rhein-Sieg. Durch die gute Wasserqualität finden sich hier zahlreiche Wasservögel, die hier Brüten aber auch im Winter rasten.
Der Nutscheid ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Bergischen Land. Abgegrenzt im Westen durch die Bröl und im Süden durch die Sieg, erstreckt er sich über die Gemeinden Hennef, Ruppichteroth, Eitorf und Windeck. Das Hohe Wäldchen ist hier die höchste Erhebung und gleichzeitig ein Naturschutzgebiet. Der große und wenig besiedelte Wald bietet vor allem für den Schwarzstorch genügend Rückzugsmöglichkeiten um seinen Horst zu bauen, auf der anderen Seite, bieten die zahlreichen Bäche und ihre Täler eine hervorragende Möglichkeit der Nahrungssuche, da sich hier verschiedene Amphibien heimisch fühlen.
Stellt man sich auf die Bonner Südbrücke, so blickt man im Süden zum Mittelrheintal, mit seinen Weinbergen, nach Norden beginnt die Niederrheinische Bucht, die dicht besiedelt ist und weiter nördlich intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.
Im Bereich der Siegmündung sind noch Auewaldreste und z.T. artenreiches Grünland erhalten, die bei Hochwasser überflutet werden. Altarme bieten v.a. im Winter Wasservögeln gute Rastplätze. Durch intensive Bemühungen verschiedener Naturschutzinitiativen der letzten Jahren konnte sich ein typischer Vogel der Streuobstwiesen, der Steinkauz, in der Region halten.
Die Rheinebene bei Bornheim und Niederkassel ist durch intensive Ackernutzung, Abgrabungen und Gewerbegebiete geprägt. In den Abgrabungen haben Vögel (z.B. die Uferschwalbe) und Amphibien (z.B. die Wechselkröte) wichtige Refugien.
Westlich des Rheins, von Wachtberg im Süden bis Frechen im Norden, erstreckt sich der Höhenrücken der Ville. Sie ist der Westrand des Grabenbruchs, in dem heute der Rhein verläuft.
Die Ville ist überwiegend bewaldet und bildet mit dem Kottenforst eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der Niederrheinischen Bucht. Typische Bewohner dieser z.T. feuchten Eichen-Hainbuchen und Buchenwälder sind u.a. Springfrosch, Feuersalamander, zahlreiche Fledermausarten und Spechte. Auch die sehr heimlich lebende Europäische Wildkatze hat sich die Ville wieder selber erobert. In einigen großen Abgrabungen kommen z.B. Kreuz- und Wechselkröte und Uferschwalben vor.
Westlich der Ville erstreckt sich die Zülpicher Börde. Gute Lössböden und ein mildes Klima machen diesen Gunstraum landwirtschaftlich bedeutsam, mit Zuckerüben und Getreide als vorherrschenden Kulturen. Typische Tierarten dieser intensiv genutzten Kulturlandschaft sind u.a. Kiebitz, Rebhuhn und Knoblauchkröte. Im Umfeld von Rheinbach und Meckenheim finden sich große Obstplantagen, zumeist Äpfel, die das Bild der Kulturlandschaft prägen.
In Rheinbach und und Meckenheim geht die Niederheinische Bucht in die Eifel über. Am sogenannten Eifelfuss steigt das Gelände langsam auf über 300 üNN an. Intensiv bewirtschaftete Spalierobstanlagen in den Tieflagen werden dabei von z.T. artenreichem Grünland in den höheren Lagen abgelöst. Hier und an den Wegsäumen kommt als charakteristische Tierart noch der Dunkle Amiesenbläuling vor, dessen Bestände in NRW in den letzten Jahren stark rückläufig sind.
Östlich davon liegt das Drachenfelser Ländchen, eine vulkanisch geprägte Hügellandschaft mit Rodderberg und Dächelsberg. Im Umfeld diese beiden Anhöhen haben sich z.T. artenreiche Grünländer und Magerrasen mit Flügelginster und Orchideen erhalten.
Südlich der Sieg in den Gemeiden Hennef, Eitorf und Windeck erstreckt der Höhenzug des Leuscheids, ein Waldgebiet, das im Süden an der Landesgrenze in den Westerwald übergeht. Höchste Erhebung ist der „Hohe Schaden“ bei Eitorf.
Das Gebiet im Kern ist fast durchgängiger Wald, beherbergt aber an seinen Rändern eine reich strukturierte Kulturlandschaft. Zahlreiche Bachtäler durchziehen das Gebiet, die teils in die Sieg, teils in die Wied entwässern. Feuchtwälder und Hangmoore beherbergen zahlreiche seltene Tier und Pflanzenarten, u.a. Schwarzstorch, Grau- und Kleinspecht, Quelljungfern, Geburtshelferkröte sowie seltene Torf- und Lebermoose.