(Barbara Bouillon)
Im Rhein-Sieg-Kreis laufen mehrere naturräumliche Einheiten zusammen, auch die Grenze zwischen atlantischem und kontinentalem Klimabereich durchzieht das Kreisgebiet.
Folge ist, dass hier viele Pflanzen- und Tierarten die Grenze ihres Verbreitungsgebietes haben. Damit ist der Rhein-Sieg-Kreis verantwortlich für diese Arten, die ansonsten in Nordrhein-Westfalen
nicht vorkommen.
Die Biologische Station züchtet seit vielen Jahren entsprechende Pflanzenarten aus geerntetem Saatgut nach, durch das Chance7-Großprojekt wurde dies deutlich intensiviert.
Aktuell wurden zahlreiche, nachgezogene Pflanzen an geeigneten Standorte ausgepflanzt:
Breitblättriges Wollgras Eriophorum latifolium
Herkunft: Ahrenbachtal (Seitental der Sieg), Quellsumpf; der Bestand war durch falsche Bewirtschaftung (Rinderbeweidung des Quellbereiches) vernichtet; letzte Pflanzen waren durch Dr. Lopata über
die Botanischen Gärten Bonn gesichert worden; die aus diesem Bestand vermehrten Pflanzen wurden nun wieder an der Ursprungsstelle nach Umstellung der Bewirtschaftung ausgepflanzt.
Über das Chance7 –Projekt wurden Felsarten mit geringen Populationsgrößen am Rande des Verbreitungsareals nachgezogen:
Berg-Steinkraut Alyssum montanum ssp. montanum
Ein letzter Standort in NRW findet sich im Siebengebirge (Drachenfels, weniger als 30 Pflanzen). Die Nachzuchten erfolgten aus Saatgut von dort und zusammen mit Saatgut des nächstgelegenen
Standortes Erpeler Ley (Hintergrund: Verringerung einer genetischen Verarmung). 60 Pflanzen wurden aktuell an drei Standorten im Siebengebirge (Wolkenburg, Rabenley, Rhöndorf) ausgepflanzt.
Goldhaaraster Galatella linosyris
Die letzten Standorte befanden sich im Siebengebirge (Drachenfels) und am Rodderberg (weniger als 5 Pflanzen). Es erfolgte die Nachzucht aus Saatgut von Rheinbrohl und Leutesdorf. Aktuell wurden
160 Pflanzen an drei Standorten (Siebengebirge: Wolkenburg, Kellerberg, Rabenley) ausgebracht.
Typische Art der trockenwarmen Säume und Wiesen des Siebengebirges (in NRW nur hier):
Wald-Bergminze Calamintha menthifolia
Diese Art war nach Flurbereinigungen, zeitweiliger Intensivierung oder Nutzungsaufgabe stellenweise verschwunden. 68 aus Samen herangezogenen Pflanzen wurden im Siebengebirge (Sülzenberg,
Rabenley) ausgepflanzt.
Weinbergsflora: erste Maßnahme zur Etablierung der früher charakteristischen Weinbergs-Unkrautflora, die durch Flurbereinigung und Herbizideinsatz fast vollständig verschwunden
ist:
Weinbergs-Traubenhyazinthe Muscari neglectum
In Kooperation mit einem Winzereibetrieb wurden etwa 1 kg Zwiebeln in Weinbergen am Drachenfels ausgebracht.
Niedermoore / Feuchtheiden:
Bergwohlverleih Arnica montana
Die Nachzucht erfolgte aus Saatgut des letzten rechtsrheinischen Standortes (Bad Honnef). 40 Pflanzen wurden nun an zwei Standorten (Komper Heide / Siebengebirge: Brandenbusch)
ausgepflanzt.
Lungen-Enzian Gentiana pneumonanthe
Aktuell gibt es wenige Fundpunkte im Umfeld der ehemaligen Musser Heide, die Populationsgröße ist gering. Die Nachzucht erfolgte aus Saatgut von dort. Aktuell wurde die Auspflanzung von 40
Pflanzen an zwei Standorten (Komper Heide / Siebengebirge: Ravenbruch) umgesetzt.
Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium
Diese Art ist im rechtsrheinischen Bergland weitgehend verschwunden. Die Nachzuchten wurden aus Saatgut einer starken Population durchgeführt. Aktuell wurden an drei Standorten (Dreisel, Komper
Heide, Dachsbergheide) 140 Pflanzen ausgebracht.
Optimierung von potenziellen Lebensräumen der Ameisen-Bläulinge:
Großer Wiesenknopf Sanguisorba officinalis
Der Große Wiesenknopf ist Wirtspflanze der seltenen Ameisenbläulinge. Aus Saatgut von rechtsrheinischen Standorten wurden Pflanzen nachgezogen und nun an geeigneten Standorten ausgebracht. Hier
war der Wiesenknopf durch zeitweise falsche Bewirtschaftung (Düngung, Rinderbeweidung) verschwunden. Etwa 660 Pflanzen wurden an vier Standorten (Dreisel, Krabachtal, Darscheider Bachtal,
Ravensteiner Bachtal) gepflanzt.